Mithras

Mithras
Mi|th|ra, Mi|th|ras:
altiranischer Lichtgott.

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Mithras,
 
indoiranischer Gott des Rechts und der staatlichen Ordnung, dessen Name »Vertrag« bedeutet; er wird erstmals in dem im frühen 14. Jahrhundert v. Chr. in akkadischer Sprache geschlossenen Vertrag zwischen dem Hethiterkönig Suppiluliuma I. und Mattiwaza von Mitanni als Schwurgott Mithras erwähnt. In Indien stand er als Mitra in enger Beziehung zu dem über ethisches Verhalten wachenden Gott Varuna. Im alten Iran war er als Mithra der göttliche Herr von Männerbünden. Er wurde von Zarathustra bekämpft, aber von Artaxerxes II. wieder offiziell anerkannt. In einem späteren Text des Avesta (Yascht 10) wird er als »Lebensspender« angerufen. Er war als Apollon-Mithras-Helios-Hermes eine wichtige Gestalt der synkretistischen Religion in Kommagene (Nemrut Dağɪ). Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurde er im Römischen Reich als ein mit der Sonne verbundener Erlösergott v. a. von den Legionären verehrt. Im Mittelpunkt des Kults, von dem Frauen ausgeschlossen waren, stand die Tötung eines Stiers. Sie beruhte auf dem Mythos von einer Stiertötung durch den jugendlichen Gott und sollte der Förderung des Lebens wie der Erlösung dienen. Der Mithraskult war eine typische Mysterienreligion, in deren Geheimnisse man nach schweren, auch schmerzhaften Prüfungen über sieben Einweihungsgrade eingeführt werden konnte.
 
Mithras wurde in phrygischer Tracht dargestellt, in Kleinasien als Reiter, sonst überwiegend beim kultischen Töten des Stiers. Ein wichtiges Motiv ist Mithras im Sonnenwagen (als Sol invictus). Auch andere kultische und legendäre Motive (z. B. seine Geburt aus einem Fels) werden dargestellt. Kultstätten waren die Mithräen, seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. im ganzen Römischen Reich verbreitet: dunkle lang gestreckte, meist tonnengewölbte Säle mit Vorraum (Vestibulum), an den Längsseiten hohe breite Steinbänke (Podien) oder auch nur aufgeschichtete Grassoden (zum Liegen beim kultischen Gelage), an der Rückwand oder in einer Exedra das Kultbild (als Relief oder Wandbild). Große Mithrasheiligtümer waren dreigeteilt. Häufig befanden sich die Kultstätten im Kellergeschoss privater Häuser. Fresken schmückten Wände und Decke (Sternenhimmel). Mithräen sind z. B. in Ostia antica, Rom, Capua (heute Santa Maria Capua Vetere), auf Ponza, in Dura-Europos, Sidon, London, in Deutschland in Heddernheim (heute zu Frankfurt am Main), Dieburg, Ladenburg, Köln, Heidelberg-Neuenheim, Wiesloch, Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis), in Österreich in Carnuntum, Virunum, in Rumänien in Sarmizegetusa, in Ungarn in Aquincum nachgewiesen worden. Gefunden wurden auch Kultgeräte mit Schlangenhenkeln, Schlangen- oder Löwenmotiven und der Stiertötungsszene.
 
 
E. Schwertheim: Die Denkmäler oriental. Gottheiten im röm. Dtl. (Leiden 1974);
 H. Koepf: M. oder Christus (1987);
 M. Clauss: M. Kult u. Mysterien (1990);
 M. Clauss: Cultures Mithrae. Die Anhängerschaft des M.-Kultes (1992);
 M. Giebel: Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom u. Ägypten (Neuausg. 1993);
 R. Merkelbach: M. (21994).

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Mi|thra, Mi|thras: altiranischer Lichtgott.

Universal-Lexikon. 2012.

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